Ich bin ja in einem Alter, ich konnte eine Frau, eine wirklich schöne Frau bewundern, auf dem Höhepunkt ihrer Karriere: Sie war natürlich – immer so geschminkt, dass es genau so wirkte. Sie hatte diese pariserische Ausstrahlung einer Frau, die weiß, dass sie immer gut und passend angezogen ist. Mit einer Lässigkeit, die uns deutschen Frauen einfach abgeht.
BB
Zwei Buchstaben reichten. Jeder wusste, wer gemeint war. Damals. Und eigentlich bis heute.
Lebenslust – und Kino, das nach Freiheit roch
Sie strahlte Lebenslust aus. Nicht aufgesetzt, nicht geschniegelt – eher dieses sinnliche, warme Ja zum Leben. Und ihre Filme? Für mich gehören drei dazu, die sie – jede auf ihre Art – unsterblich gemacht haben:
- Und Gott schuf die Frau (1956) – der Film, der sie zur Ikone machte.
- Die Verachtung (Le Mépris) (1963) – Bardot in Godards kühler Moderne.
- Viva Maria! (1965) – verspielt, wild, voller Energie.

Und dann ihre Männer. Alain Delon – ja, der Name gehört zur selben Zeitrechnung der Projektionen und Mythen. Und nein: James Dean war es nicht. Diese Geschichte hält sich zwar, aber die beiden sind sich nie begegnet. Man nennt sie trotzdem gern im selben Atemzug – weil sie dieselbe Wirkung hatten: eine Art kollektives Seufzen.
Hollywood? Es lockte – aber im Kern blieb sie europäisch. Nicht geschniegelt, nicht glatt, nicht „studiosicher“. Sie genoss das Leben in vollen Zügen. Und irgendwie war sie für mich als Jugendliche ein Idol: Sie war alles das, was man selbst gerne sein wollte – vor allem, wenn man selbst aus einer Arbeiterfamilie kam und wusste: Der nächste Schritt ist heiraten und Kinder kriegen. Quasi: die Bestimmung. Sie machte sichtbar, dass das Leben von Frauen nicht zwingend entlang dieser Linie verlaufen musste – auch wenn der Weg manches Mal nicht einfach war.
„Wir lieben Brigitte Bardot für ihre Schönheit, ihre Stimme und ihre Natürlichkeit, für die Fröhlichkeit und das Glück, die von ihr ausgehen. Auch für ihre Art, genau das zu sagen, was sie denkt, ungeachtet der Folgen. Sie ist voller Mut; deshalb verehren wir sie.“
Die Worte stammen von Pierre & Gilles, einem der bekanntesten französischen Künstlerduos der Gegenwart. Seit den späten 1970er-Jahren schaffen sie ikonische Porträts zwischen Fotografie und Malerei – Bilder von Menschen, die mehr sind als bekannt: kulturelle Projektionsflächen ihrer Zeit.
Zitiert werden sie in Le style Bardot von Henry-Jean Servat, einem französischen Kulturjournalisten und Chronisten gesellschaftlicher Ikonen. Das bei Flammarion erschienene Buch ordnet Brigitte Bardot nicht als Filmstar ein, sondern als kulturelle Figur – eine Frau, die Schönheit, Freiheit und Unangepasstheit verkörperte und damit weit über Kino und Mode hinauswirkte.
Der Bruch: Von der Leinwand auf die Straße
Irgendwann kam die Veränderung. Bardot zog sich zurück – und ging auf die Straße: gegen das Tierleid. Nicht freundlich-plakativ, nicht PR-tauglich, sondern kompromisslos. Fast militant, sagten manche. Vielleicht war es einfach Konsequenz.
Als Auslöser gelten Bilder und Berichte über die Jagd auf Robbenbabys Anfang der 1970er-Jahre. Was sie dort sah, hat sie nicht mehr losgelassen. Aus „BB“ – dem Bild – wurde eine Frau, die ihren Namen als Hebel nutzte: für Tierschutz, für Aufmerksamkeit, für Druck.
Sie gründete später die Fondation Brigitte Bardot und blieb über Jahrzehnte eine Stimme, die nicht jedem gefiel – und die sich auch nicht darum bemühte, jedem zu gefallen.

Die letzten Jahre: Rückzug – aber nicht verstummt
Was machte sie in den letzten Jahren? Sie lebte zurückgezogen in Saint-Tropez. Keine Filme mehr, kaum Auftritte, wenig Öffentlichkeit. Aber sie blieb präsent – nicht über Glamour, sondern über ihre konsequente Haltung, über Position, über ein kompromissloses „Nein“ zu dem, was sie als Unrecht empfand.
Nicht alles, was sie sagte, war angenehm. Nicht alles, was sie dachte, wollte man teilen. Aber sie war nie die Frau, die sich in ein Bild pressen ließ, nur damit es allen gefällt.
Warum sie bleibt
Brigitte Bardot war kein Vorbild im moralischen Sinn. Sie war etwas anderes – etwas Selteneres: ein Lebensentwurf. Freiheit, mit allen Brüchen, Widersprüchen und Konsequenzen.
Und sie ging ihren eigenen Weg – zu einer Zeit, in der junge Frauen von heute kaum noch eine Vorstellung davon haben, was es hieß, das eigene Ding durchzuziehen. Nicht als Pose. Sondern als Preis.
BB – zwei Buchstaben. Ein Lebensentwurf.
Bildhinweis:
Titelbild:Foto: Public Domain – Archivaufnahme aus dem Jahr 1962 (u. a. Wikimedia Commons).
Alle anderen Fotos: Public Domain, aus den späten 50er/Anfang der 60er Jahre

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