Ich frage mich manchmal, wann es eigentlich angefangen hat, dass man sich entschuldigt, wenn man sich Mühe gibt. Mühe mit dem Auftritt, mit Haltung, mit Stil. Nicht weil man muss – sondern weil man will.
Da kommt man mit einer charmant gebügelten Bluse, vielleicht gar mit Seidenschleife, zu einer Verabredung ins Café, und schon säuselt es: „Oh, du siehst aber schick aus! Hast du noch was vor?“
Nein. Ich bin nur hier. Bei dir. Reicht das nicht als Anlass?

Es scheint, als fürchteten sich viele Menschen mittlerweile vor der Idee, sich „herauszuputzen“. Als würde das etwas Anrüchiges sein. Fast ein Affront gegen das Allgemeinmaß. Und gegen die Jogginghose, die längst nicht nur im Supermarkt, sondern auf Familienfesten und in Theaterfoyers ihre Ausbreitung feiert.
Dabei geht es gar nicht um Etikette. Es geht um Selbstverständnis.
Und um die Freude am Schönen.
Am Spiel mit Farben, am guten Schnitt, am liebevoll kombinierten Ganzen.
Ich bin nicht jemand, der Kostüm trägt, weil es auf dem Programm steht. Ich trage es, weil ich mich darin wohlfühle. Ich liebe Farben – auch jenseits des Beige-Bataillons. Ich wähle Stoffe mit Sorgfalt, liebe Details und: ja, ich liebe Accessoires.
Accessoires, die nicht laut sind – aber deutlich.

Ein von Hand gefertigter Schirm von Pasotti Ombrelli, der sich bei Nieselregen in eine kleine Bühne verwandelt. Ein Hut, für mich gemacht – weil auch mein Kopf nicht von der Stange ist. Und dann diese Taschen…
Zwei Lady Diors. Eine in Flieder, die andere in Pink Blush. Second Hand ergattert bei http://www.laulayluxury.com, in so ausgezeichneter Qualität, dass man sie spontan duzen möchte.
Und ja, auch das geht: crossbody getragen zur Jeans und passender Jacke. Ganz lässig. Ganz bewusst.

Natürlich gibt es sie, die ewigen Bedenkenträger:
„Du machst uns ein schlechtes Gewissen, wenn du so kommst!“
Als sei ein mit Bedacht – und für das Gegenüber – gewähltes Outfit ansteckend.
Und man müsse sich prophylaktisch in Lässigkeit hüllen.
Oder die Verdächtigungen:
„Die will doch bloß auffallen.“
Als wäre das Schlimmste, was man in einer Gesellschaft tun kann, sichtbar zu sein.

Ich glaube: Wer sich nicht mehr traut, sich chic zu machen, hat nicht nur Angst vor der Meinung der anderen. Sondern manchmal auch vor dem eigenen Spiegelbild. Denn wer sich zeigt, wird gesehen – und wer gesehen wird, kann nicht mehr so tun, als sei alles egal.
Und deshalb, ja: Ich ziehe mich gut an.
Auch ohne Termin beim Standesamt. Auch ohne Abendgala. Einfach, weil ich es kann. Und weil ich es mir wert bin.
Mit Haltung – und eigenem Stil. (Welcher übrigens nicht das Ende vom Besen ist.)
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Alle Fotos: Florentine

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