MADE IN CHINA – Lüge Luxusmarke?

In den letzten Tagen haben mich mehrere TikTok-Videos und angeregte Diskussionen in meinem – zugegeben taschen-geprägten – Umfeld dazu gebracht, genauer hinzuschauen:

Stimmt es wirklich, dass Luxusmarken wie Hermès, Chanel & Co. ihre Taschen in China fertigen lassen – während wir hier in Europa horrende Preise bezahlen?

Ein guter Moment, um dem Mythos der „TikTok-Luxuslüge“ einmal fundiert auf den Grund zu gehen.

Was behauptet wird

Die Videos folgen meist demselben Muster:

  • Ein angeblicher Fabrikbesitzer zeigt Produktionsprozesse, angeblich für Luxusmarken.
  • Es wird behauptet, die Produkte seien identisch mit dem Original – nur ohne Logo.
  • Ein Beispiel: Eine „Birkin“-Tasche wird angeblich für 1.300 statt 38.000 Dollar angeboten = DAS DING

Was wirklich dahintersteckt

Die Versprechen klingen verführerisch – doch sie sind mit Vorsicht zu genießen:

  • Keine echten Originale: Experten weisen darauf hin, dass es sich meist um hochwertige Fälschungen oder sogenannte “Dupes” handelt.
  • Klare Distanzierung der Marken: Unternehmen wie Lululemon und Adidas betonen, dass sie mit den in den Videos genannten Fabriken nichts zu tun haben = The Times
  • Hermès produziert nicht in China: Der französische Luxuskonzern lässt seine Taschen ausschließlich in eigenen Werkstätten in Frankreich fertigen – und hat sogar kurz vor und während der Pandemie neue Werkstätten in Frankreich eröffnet, um seine Produktionskapazität auszubauen = NPR + WorldFootwear
  • Chanel produziert auch in Italien: Chanel investiert seit Jahren massiv in italienische Zulieferer und Manufakturen – darunter Lederverarbeitung, Gerbereien und Schuhproduktion. Das Unternehmen betrachtet Italien mittlerweile als „zweites Produktionsstandbein“ neben Frankreich = CPP-Luxury
  • Norditalien als Zentrum chinesischer Handwerksarbeit: Besonders in der Toskana – rund um Prato und Florenz – arbeiten tausende chinesische Handwerker in der Lederverarbeitung. Viele sind hochqualifiziert und werden in Auftragsfertigungen für Luxusmarken eingesetzt = New Yorker
  • Qualität der Fälschungen: Authentifizierungsdienste wie Zeko aus den USA weisen darauf hin, dass einige der besten Chanel-Fälschungen inzwischen aus Italien stammen – so gut gemacht, dass sie echte Experten herausfordern = Zeko’s Blog

Fazit

Diese TikTok-Videos spielen mit dem Wunsch nach bezahlbarem Luxus und suggerieren, man könne Markenprodukte „hinter dem Rücken“ der Hersteller kaufen. In Wahrheit fördert man damit meist den Handel mit Fälschungen – mit allen Risiken für Käufer: minderwertige Qualität, keine Garantie, rechtliche Konsequenzen.

Luxusmarken wie Hermès und Chanel investieren gezielt in europäische Produktion: in eigene Werkstätten, langjährige Partnerschaften und handwerkliches Können.

Sie setzen auf Transparenz, auf Herkunft – und auf Werte, die sich nicht im Preisschild allein abbilden lassen.

Wer eine echte Designertasche kauft, bezahlt nicht nur für ein Logo.

Sondern für ein Stück Handwerk.
Und manchmal auch für ein gutes Gefühl.

Fotos: Florentine

Werbung wegen Nennung und Verlinkung von Marken und Namen

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