STIL ist nicht das Ende des Besens

Er ist nicht greifbar: Der Stil. Man bzw Frau sieht aber deutlich an Personen, ob diese von Stil geküsst sind – oder auch nicht.

Stil kann man nicht erklären. Manchen liegt er im Blut, andere müssen hart daran arbeiten.
Kirsten Ward

Oft ist es zu sehen, wenn man surft: Frauen (keine Damen) tragen Kleidungsstücke oder Accessoires, die sehr sehr viel Geld kosten. Für manche sind sie gar teuer, die Menschen haben ggf mehr oder weniger lange dafür gespart. Oder sie haben sogar einen Nebenjob angenommen, um sich den Luxus dieser Kleidung oder einer hochpreisigen Tasche leisten zu können.

Unabhängig davon, ob die angesprochene Bekleidung oder die Accessoires nun viel gekostet haben, fast immer wurden sie mit einem Label, einem Branding, einer Marke versehen. Und die, die es besonders gut meinen, tragen von diesen offensichtlichen Brandings viel an ihrem Körper.

So kürzlich gesehen:

Die weibliche Person trug einen Gürtel (Gucci), Schuhe (Louis Vuitton, nicht zu übersehen), Tasche (Louis Vuitton Monogram), Sonnenbrille (Chanel). Jeans und Bluse waren äußerlich nicht mit einem Logo versehen.

Eine wandelnde Reklametafel zu sein, um zu zeigen, dass man dazugehört, oder es sich leisten kann: Das hat keinen Stil.

Oder: Eine nett gekleidete junge Frau kommt mir entgegen, Chanel-Tasche, nette Bluse, und sie trägt Fußkettchen. Nicht eines, sondern an jedem Fußknöchel gleich zwei. Und gleich war der gute Eindruck perdu… It was just a touch too much.

Im Frühjahr waren Wiebke und ich abends im Adlon, auf ein Glas Champagner: Beweisfoto

Anwesend waren, wie ich es schon geschrieben habe, Herren und Männer sowie Damen und Frauen. Die Männer trugen u.a. farblich aufeinander abgestimmte ballonseidene Jogginganzüge, die sehr sportlich wirkten. 

Eine Dame trug eine Chanel-Jacke nebst unauffälligem Rock. Auch die Schuhe waren zwar von hochwertiger Qualität, aber keinen zweiten Blick wert. Als Accessoire hatte sie eine Kelly-Bag in Bamboo auf dem Sessel neben sich stehen, die bereits ihr Alter hatte. Das Ensemble Chanel-Jacke (Klassiker!) mit Hermés Kelly-Bag hatte Stil. Dagegen die Ballonseiden-Anzüge: Diese haben sicher viel gekostet, waren aber völlig deplatziert.

Wobei: Inzwischen gehen ja Leute in einer Kleidung zu einer kirchlichen Hochzeit – puh… Oder kommen im farbigen Outfit zur Beerdigung. DAS hat übrigens nichts mit Stil zu tun, sondern mit gutem Benehmen: Die passende Kleidung zu einer entsprechenden Gelegenheit. Ausnahme: Der/die Verstorbene wünschte sich eine „bunte“ Beerdigung.

Als ich zu diesem Thema durch das www sauste, bin ich auf eine Aussage aus dem www.damenschuhlexikon.de zum Thema Stil gestossen. Ich zitiere einmal:

Als Stil bezeichnet man die Eigenschaft, bei einer Entscheidung guten Geschmack walten zu lassen..

…wobei Stil an bestimmten Werten der jeweiligen Kultur gemessen wird: Das rechte Maß zu finden und gleichzeitig Klischees nicht zu entsprechen sondern diesen entgegenzuwirken, stereotypen Erwartungen zu widersprechen, dabei aber nicht zu sehr zu übertreiben. Stil muss sich nicht unbedingt auf Äußerlichkeiten beziehen – der Charakter eines Menschen mit guten Umgangsformen kann Stil haben, eine Person kann mit gutem sprachlichen Stil schreiben.“ Wunderbar auf den Punkt gebracht!

Stil und Benehmen sollten zu bestimmten Gelegenheit passen, den Menschen gut kleiden und nicht unbedingt super-modisch sind. Warum auch?

Die Mode wird unmodisch. Stil hingegen niemals.
Coco Chanel

Das Haute-Couture-Haus CHANEL kreiert meiner Meinung nach auch heute noch, entsprechend dem Stil der Gründerin Gabrielle Bonheure Chanel, Mode, die Stil hat. Gerade habe ich in der Vogue einen Artikel über CHANEL No 5 gelesen, und ich zitiere einmal:

Bestimmte Details von Aubazines (dem Kloster, in dem CC aufgewachsen ist. Anm. der Chronistin) würden für immer bei uns bleiben. Das Bedürfnis nach Ordnung. Die Liebe zur Einfachheit und der Geruch von Sauberkeit. Ein ausgeprägter Sinn für Bescheidenheit. Die Aufmerksamkeit auf die Handwerkskunst, tadellose Nähte. Die Gelassenheit des Kontrasts zwischen Schwarz und Weiß.“

Und DAS trifft es sehr gut: Einfachheit, Bescheidenheit (auch in der eigenen Darstellung), Handwerkskunst. Ja, und tatsächlich auch das Besondere in der Konstellation Schwarz und Weiß. 

Abschluß zu meinen Gedanken zum Thema Stil, mit den Worten der unglaublichen Iris Apfel

Um Stil zu haben, musst du wissen, wer du bist.

Iris Apfel übrigens… Eine Modeikone. Geboren 1921. Sie wird in drei Tagen 101 Jahre alt. Sie hat STIL, sie ist eine Persönlichkeit. Und extravagant. Diese Eigenschaft ist leider inzwischen so gut wie ausgestorben, was ich sehr schade finde. Mrs Apfel läuft bestimmt nicht als Branding-Liftfaßsäule durchs Leben. ==> Iris Apfel

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Fotos: Florentine

Florentines Blog 
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1 Kommentar zu „STIL ist nicht das Ende des Besens

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